25.12.2021:
Anstelle des traditionellen Forschungslager der Vorarlberger- und Ostschweizer Höhlenforscher der OGH in der Region der Sulzfluh und Wyss Platte (Kanton GR und Land Vorarlberg) wurde das diesjährige Lager in die Region des Klausenpasses (Kanton Uri, Gemeinde Unterschächen) verlegt. Gleiches Personal mit rund 8 Personen (4 Schweizer und 4 Vorarlberger), gleiche Motivation, andere Region.
In der Woche zwischen dem 4. und 9. September wurden ausgehend von einem Übernachtungsquartier im Dorf Urnerboden verschiedene alte und neue Gebiete bearbeitet:
- Gebiet Ober Orthalten zwischen der Bergstation Fisetenpass und dem Rund Loch.
- Das Karrenfeld auf dem Rau Stöckli.
- Das Karrenfeld östlich des Chammlihöreli ausgehend von Pkt. 2346.
- Ein kleines Karstgebiet westlich des Tierälpligrat bei Pkt. 2525.
- Sowie einige kleinere Prospektionstouren in der Im Griess und dem Griessgletscher.
Ziel war, die verschiedentlich schon oft besuchten Gebiete systematisch anzugehen und zu bearbeiten. Im Zusammenhang mit den neuen Erfolgen der Glarner Kollegen in den verschiedenen Höhlen der Region steht auch die möglichst umfassende Zusammenstellung der bekannten Informationen und Höhlen.
Im Gebiet des Fisetenpass konnten einige kleine Objekte entlang am Grat vermessen werden. Dabei handelt es sich aber mehrheitlich um tektonische Spalten und Erweiterungen, welche nahe dem Grat entstanden sind.
Das Karrenfeld des Rau Stöckli sieht von weitem sehr erfolgsversprechend aus. Doch leider sind kaum nennenswerte Objekte gefunden worden.
Im Gegensatz dazu konnte beim Karrenfeld östlich des Chammlihöreli eine tolle Durchgangshöhle gefunden und vermessen werden. Ausgehend von einem Schacht auf dem Karrenfeld und einer Quelle am unteren Rand des Karrenfeldes konnte innert Tagesfrist völlig unerwartet ein Durchgang vermessen werden. Aktuell sind noch einige Fortsetzungen in der teilweise aktiven Quellhöhle offen und warten auf die Erforschung und Vermessung.
Das kleine Karrenfeld beim Tierälpligrat stellte sich auch als vielversprechend heraus. An der Kontaktzone zwischen dem Mergelstein (Stad-Formation) und dem Lochsiten-Kalk existieren mehrere mögliche Eingänge. Diese sind aber zum Teil stark verstürzt und müssen noch ausgeräumt werden. Eine andere Horizontalhöhle weist zwar tolle phreatische Gangformen auf und stützt die Vermutung, dass das Gebiet ein Potenzial für Höhlen besitzt. Aber nach mehreren Metern Grabarbeit musste auf ein Weitergraben wegen Platzmangel verzichtet werden.
Weiter wurde das sehr abschüssige Gelände oberhalb der von unseren Glarner Freunden neu entdeckten Griesshöhle prospiziert. Um in dieses Gelände zu gelangen, muss zuerst der ausgesetzte Zustieg zum Eingang der Griesshöhle vollbracht werden. Danach geht es rund eine Stunde durch die Höhle, um mit der Hilfe eines zweiten Einganges in das Gelände oberhalb der Höhle zu gelangen. Dieses Gelände befindet sich mehr oder minder am unteren Ende der Clariden-Nordwand. Ziel war es, mögliche Schachteingänge in das immer kompliziertere System der Griesshöhle zu finden. Leider konnte die Hoffnung nicht erfüllt werden, und so müssen die zahlreichen Schlote in der Griesshöhle halt doch von unten erschlossert werden.
Das Fazit der Forschungswoche ist etwas zweigeteilt. Zum einen konnten zwei neue Karrenfelder und ein paar wenige Höhlen bearbeitet werden. Hier besteht die Hoffnung auf weitere Entdeckungen. Zum anderen waren die ausgedehnten Karrenfelder (z.B. Rau Stöckli) weniger ergiebig als gedacht. Trotzdem: Nächstes Jahr werden wir wieder im September eine Woche in der Region verbringen.
Text: Yvo Weidmann