René Scherrer – 21.05.1933, verstorben: 03.03.2023 – Ehrenpräsident – Freund – Vorbild – Motivator

12.03.2023: Zeit unserer Erinnerung warst Du uns punkto Höhlenforschung, Beharrlichkeit und Ausdauer ein Beispiel und Vorbild.
Als Du 1973 Präsident der OGH wurdest, kam frisches Leben in den Club: Es wurde beraten und nicht mehr befohlen. Während 30 Jahren warst Du unser Präsident. Du trugest Kraft, Energie und Begeisterung in den Verein – bis heute!
Dein Wille und Deine Beharrlichkeit waren legendär: Jahrzehnte lang im Ofenloch zu graben, ist eine Leistung für sich. Während diesen Ofenloch-Touren war hingegen der Vereinsgeist ganz deutlich zu spüren. Unter den Bedingungen der damaligen Zeit habt ihr grandiose Pionierleistungen vollbracht und so waren Deine Geschichten, welche Du beim Ofenloch-Feuer oder in der Ardèche erzähltest, jeweils legendär. Du konntest die erlebten Touren noch so genau erzählen, als ob sie gestern gewesen wären. Doch Du bliebst bis heute aktiv und hast die zahlreichen Wandel mitgemacht. In dieser Zeit hast Du eine immense Anzahl Karstgebiete und Höhlencharaktere kennenlernen dürfen – in fernen Ländern, ja Kontinenten.
Einzigartig war es ebenfalls, eine geballte Ladung Deines unerschöpflichen Repertoires an legendären Flüchen mitzubekommen. Doch durch Deine verbindende Art bist Du in all den Jahren zum Vereinsvater geworden. Mit Deiner Art hast Du es geschafft, die Leute nicht zu polarisieren, sondern die verschiedensten Menschen und Ansichten zusammenzubringen.
Dein unglaubliches Engagement hat viel dazu beigetragen, die OGH gross und zu einer Referenz in der Ostschweiz werden zu lassen.

Renés eindrückliches Ämter-Repertoire:
– Sekretär: 1961 – 1973
– Redaktion Höhlenpost: 1962 – 1999
– Materialverwalter: 1963 – 1989
– Präsident: 1973 – 2003
– Administration Höhlenpost: 2003 – 2022
– Redaktion Höhlenpost: 2004 – 2005
– Höhlenschutzbeauftragter: 2010 – 2011
                                 ***
Noch so vieles gäbe es zu erwähnen… Und so möchten wir uns hier bei Dir bedanken für all dies, was Du uns gegeben hast.
René, wir werden uns immer an Dich erinnern!
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Forschungslager Zwinglipass 2022

08.10.2022:

Dass unserer traditionelles Forschungslager schon über viele Jahre durchgeführt wird, bestätigte sich beim Bahnpersonal: Über Jahre bediente Köbi Giger die Transportbahn, mit der unser Gepäck auf 1800 m ü.M. transportiert wurde. Am Samstag erledigte dies sein Enkel Elias, der von seiner Schwester Sarina unterstützt wurde. Mit dem Start des Lagers entflohen wir für einige Tage der Mittellandhitze. Hier auf 2000 m ü.M. war es sieben Tage lang sonnig und warm und nicht sonnig und heiss. Leider hat ein Unfall unser Programm etwas durcheinandergebracht. Inzwischen sind die Unfallfolgen wiederum weitgehend verheilt.
Anfangs des Lagers wurden in der Zone R5 Höhleneingänge mit Zahlen gesichtet. Inzwischen hat sich dies bezüglich dem Super Canyon HK1/88 geklärt. Hier zeigt es sich, wie wichtig es ist, dass die verschiedenen Forschungsgruppen zusammenarbeiten und auch Zugang zu den jeweiligen Höhlendaten haben.
Am Samstag besuchte Fredy mit den neuen Teilnehmern Theodora, Simeon, Tobias und Konstantin) die Huldrychhhöhle. Konstantin nutzte sein hydrologisches Wissen und entnahm verschiedene Wasserproben. Der Sonntag wurde genutzt, um Pendenzen vergangener Jahre zu erledigen. Der Schacht R5_81 wurde fertig ver-messen, dieser weist eine Länge von 111 m und eine Tiefe von -46 m auf. Die Vermessung der Schneehöhle konnte nicht wie geplant abgeschlossen werden. Bisher unbekannte Eingänge und Schächte verhinderten dies. Auch die Oberflächenvermessung musste auf das Lager 2023 verschoben werden.
Am Montag wurde von Fredy und Myriam im Z7 der Westgang nochmals angeschaut und ausgerichtet. Tinu, Peter und Konstatin begaben sich in die Schneehöhle, um mit der Vermessung weiter zu machen. Rolf, Teodo-ra und David wollten im D10 weiter forschen und vermessen.
Bis Mittwochabend waren wir alle mit der Rettung beschäftigt und am Donnerstag wurde das D10 ausgeräumt und weitere Aufräum- und Abschlussarbeiten erledigt.

Text: R. Graf et al.

Forschungslager Wägital 2022

03.09.2022:

Während der diesjährigen Forschungswoche vom 6.-12. August profitierten wir erneut von häufig besten Wetterverhältnissen. Tatsächlich wurden wir nicht einmal verschifft oder mussten uns vor Gewittern fürchten. Nur die beiden ersten Tage verbrachten wir im z.T. dicksten Nebel. Erfreulicherweise hatten wir bis Ende des Lagers genügend Wasser, da wir bereits zu Beginn sämtliche verfügbaren Bidons und Fässer auffüllen konnten.

Die obligate Grabaktion in der Lufthüttenhöhle fand gleich am ersten Tag statt. Aber hier stellt sich langsam aber sicher die Frage, wohin die Graberei eigentlich führen soll.

Während des Lagers wurden grosse Geländestreifen prospektiert, dies in verschiedenen Ecken des gesamten Forschungsgebietes inkl. der Zonen C und H. Die im vergangenen Jahr noch offen gelassenen Objekte wurden allesamt vermessen. Da der westliche Teil des Karrenfeldes nun ziemlich abgeschlossen ist, wurde das Materialfass in den östlichen Teil, ganz nahe des Weges auf einer Höhe von 1920 m gezügelt.

Objektmässig sind 17 Höhlen neu dazugekommen bzw. noch weitere 5 bereits bekannte Löcher neu vermessen worden – allesamt relativ kleine Objekte mit max. 42 m Tiefe.

Auffallend ist weiterhin (im Gegensatz zu Rederten und Lachenstock), dass nirgendwo phreatische Gänge vorhanden sind oder angeschnitten werden – dies hat sich auch 2022 bestätigt. Somit bleiben die Höhlen in diesem Bereich des Wägitaler Karsts ziemlich bescheiden und es gibt leider wenig Anzeichen, dass sich dies ändern wird. Im Sinne der systematischen, inventarmässigen Aufnahme aller Objekte müssen wir uns also in Geduld üben. Die Geschichte lehrt ja, dass es häufig dann weitergeht, wenn man es am wenigsten erwartet.

Nicht vergessen werden darf das Rahmenprogramm: Lagerfeuer, ausgedehnte Schnupf- und Bier-Runden, Degustationen von Château Carton und unvergessliche Momente mit und in der grossartigen Berglandschaft formen eine eingeschworene Gemeinschaft von langjährigen Teilnehmern, die sicher auch für 2023 den Lagertermin besonders dick in der Agenda anstreichen werden.

Die OGH feierte 70 Jahre ihres Bestehens und lud zur DV der SGH in Näfels

05.08.2022:

Am 21./22. Mai fand die DV der SGH in Näfels statt. Als Organisator dieses Anlasses freuten wir uns darüber, zahlreiche SGH-Mitglieder aus der ganzen Schweiz zu begrüssen!
Auch die Exkursionen verliefen unfallfrei und wir erhielten viele positive Rückmeldungen zum Anlass.
Ein grosser Dank geht an das ganze OK-Team, welches einen hervorragenden Job leistete!

Und hier gehts zu den weiteren Bildern

Forschungslager Klausenpass 2021

25.12.2021:

Anstelle des traditionellen Forschungslager der Vorarlberger- und Ostschweizer Höhlenforscher der OGH in der Region der Sulzfluh und Wyss Platte (Kanton GR und Land Vorarlberg) wurde das diesjährige Lager in die Region des Klausenpasses (Kanton Uri, Gemeinde Unterschächen) verlegt. Gleiches Personal mit rund 8 Personen (4 Schweizer und 4 Vorarlberger), gleiche Motivation, andere Region.

In der Woche zwischen dem 4. und 9. September wurden ausgehend von einem Übernachtungsquartier im Dorf Urnerboden verschiedene alte und neue Gebiete bearbeitet:

  • Gebiet Ober Orthalten zwischen der Bergstation Fisetenpass und dem Rund Loch.
  • Das Karrenfeld auf dem Rau Stöckli.
  • Das Karrenfeld östlich des Chammlihöreli ausgehend von Pkt. 2346.
  • Ein kleines Karstgebiet westlich des Tierälpligrat bei Pkt. 2525.
  • Sowie einige kleinere Prospektionstouren in der Im Griess und dem Griessgletscher.

Ziel war, die verschiedentlich schon oft besuchten Gebiete systematisch anzugehen und zu bearbeiten. Im Zusammenhang mit den neuen Erfolgen der Glarner Kollegen in den verschiedenen Höhlen der Region steht auch die möglichst umfassende Zusammenstellung der bekannten Informationen und Höhlen.

Im Gebiet des Fisetenpass konnten einige kleine Objekte entlang am Grat vermessen werden. Dabei handelt es sich aber mehrheitlich um tektonische Spalten und Erweiterungen, welche nahe dem Grat entstanden sind.

Das Karrenfeld des Rau Stöckli sieht von weitem sehr erfolgsversprechend aus. Doch leider sind kaum nennenswerte Objekte gefunden worden.

Im Gegensatz dazu konnte beim Karrenfeld östlich des Chammlihöreli eine tolle Durchgangshöhle gefunden und vermessen werden. Ausgehend von einem Schacht auf dem Karrenfeld und einer Quelle am unteren Rand des Karrenfeldes konnte innert Tagesfrist völlig unerwartet ein Durchgang vermessen werden. Aktuell sind noch einige Fortsetzungen in der teilweise aktiven Quellhöhle offen und warten auf die Erforschung und Vermessung.

Das kleine Karrenfeld beim Tierälpligrat stellte sich auch als vielversprechend heraus. An der Kontaktzone zwischen dem Mergelstein (Stad-Formation) und dem Lochsiten-Kalk existieren mehrere mögliche Eingänge. Diese sind aber zum Teil stark verstürzt und müssen noch ausgeräumt werden. Eine andere Horizontalhöhle weist zwar tolle phreatische Gangformen auf und stützt die Vermutung, dass das Gebiet ein Potenzial für Höhlen besitzt. Aber nach mehreren Metern Grabarbeit musste auf ein Weitergraben wegen Platzmangel verzichtet werden.

Weiter wurde das sehr abschüssige Gelände oberhalb der von unseren Glarner Freunden neu entdeckten Griesshöhle prospiziert. Um in dieses Gelände zu gelangen, muss zuerst der ausgesetzte Zustieg zum Eingang der Griesshöhle vollbracht werden. Danach geht es rund eine Stunde durch die Höhle, um mit der Hilfe eines zweiten Einganges in das Gelände oberhalb der Höhle zu gelangen. Dieses Gelände befindet sich mehr oder minder am unteren Ende der Clariden-Nordwand. Ziel war es, mögliche Schachteingänge in das immer kompliziertere System der Griesshöhle zu finden. Leider konnte die Hoffnung nicht erfüllt werden, und so müssen die zahlreichen Schlote in der Griesshöhle halt doch von unten erschlossert werden.

Das Fazit der Forschungswoche ist etwas zweigeteilt. Zum einen konnten zwei neue Karrenfelder und ein paar wenige Höhlen bearbeitet werden. Hier besteht die Hoffnung auf weitere Entdeckungen. Zum anderen waren die ausgedehnten Karrenfelder (z.B. Rau Stöckli) weniger ergiebig als gedacht. Trotzdem: Nächstes Jahr werden wir wieder im September eine Woche in der Region verbringen.

Text: Yvo Weidmann

Wo der Wind pfeift und die wilden Kerle wohnen… chinder-lager.ch

14.10.2021

Noch bevor die Sonne aufging, rüsteten sich am Donnerstag, dem 14. Oktober, 29 Kinder und vier Erwachsene im Ferienhaus Höhe in Wildhaus für einen besonderen Tag.

Im Zusammenhang mit dem Internationalen Jahr für Höhlen und Karst 2021/2022 durften die Teilnehmer/-innen und Leiter/-innen des Herbstlagers von chinder-lager.ch einen kleinen Teil der unterirdischen Welt ob Wildhaus erkunden.

Kurz bevor es endlich los ging, sassen die Kinder erwartungsvoll in Reih und Glied vor dem Team der Höhlenforscher und hörten gespannt zu. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie bereits die Klettergurte festgezurrt, ihren Rucksack mit Gamelle, Trinkflasche und Ersatzkleidern geschultert und die Handschuhe griffbereit. Den Helm samt Lampe trugen sie auf dem Kopf oder unter dem Arm. Voll bepackt stiegen die ersten dann in den Bus. 20 Minuten Fussmarsch durch den Schnee, dafür konnten auch die Nachzügler ein gutes Stück gefahren werden – das war der Deal. Dass der Herbst uns einen ersten Vorgeschmack des Winters bot, war für einige bereits das erste Highlight.

Nachdem die gesamte Gruppe am Ausgangspunkt für die Höhlenbesichtigung eingetroffen war, erläuterte Stefan die atemberaubende Kulisse der Churfirsten und des Alpsteingebirges. Selbstverständlich fehlte auch eine geologische und geschichtliche Einführung in Karsthöhlen nicht. Heute sollten alle auf ihre Kosten kommen. Während sich die einen mit der Durchquerung des Wildmannli vorsichtig herantasteten, stiegen die anderen noch vor dem Mittagessen ins Windloch ab.  

Letzteres macht seinem Namen aufgrund des Temperaturunterschiedes zwischen drinnen und draussen alle Ehre. Denn dieser erzeugt tatsächlich einen Luftstrom. Ansonsten ist der Eingang gut in die Landschaft eingebettet. Auch der Fuchs weiss dieses Loch im Hang als Zufluchtsort zu schätzen. Zumindest hat er sich hier in einer Ecke eingenistet, mitunter um sein Geschäft zu verrichten, wie die Hinterlassenschaften nahelegen. Ein paar Schritte weiter hiess es: Abseilen! Für einige war es das erste Mal, das Warten erhöhte die Nervosität noch zusätzlich. Danach ging es ungesichert weiter, doch an ein schnelles Vorankommen war im immer enger werdenden Gang nicht zu denken. Die Felsdecke war stellenweise so niedrig, dass man kriechen musste. Auf dem Rückweg noch kurz ein Abstecher in ein, zwei spezielle Abzweigungen – das Zeitgefühl leidet unter Tage.

Die zweite Höhle ist insgesamt zugänglicher, sodass sie mehr oder weniger aufrecht betreten werden kann. Doch was die ersten Meter wohl kaum erahnen liessen: Der Wilde Mann beherbergte in seinem Bauch einen schlammigen See. So wurde die Kriechpartie am Schluss dann doch noch eine ziemlich matschige Angelegenheit. Das Tageslicht offenbarte denn auch dementsprechend beschmierte und nasse Kleider. Manch eine/-r musste später am Feuer die Zehen aufwärmen oder die Schuhe und Socken trocknen. Dennoch war diese Tour am Ende schneller geschafft. Die Rückkehrer aus dem Windloch wurden sehnlichst erwartet.

Nach der wohlverdienten heissen Suppe kam wieder etwas Bewegung in die Gruppe. Doch nicht alle wollten ihren Platz am Feuer aufgeben. Viele hatten von den Höhlen genug gesehen. Ein paar wenige waren nach dem Wildmannli neugierig auf das Windloch geworden – und einige hatten von Letzterem noch nicht genug bekommen. Derweil wollten es zwei Mädchen wissen und statteten dem Wildmannli einen zweiten Besuch ab – zurück kamen sie als glücklich strahlende Schlammköniginnen.

So ging ein sagenhaftes Abenteuer zu Ende, das bei allen einen bleibenden Eindruck hinterliess. Für dieses unvergessliche Erlebnis bedanken wir uns herzlich bei der Schweizerischen Gesellschaft für Höhlenforschung und deren regionalen Sektionen Ostschweizerische Gesellschaft für Höhlenforschung und Toggenburger Gesellschaft für Höhlenforschung.

Mären – Saison 2021

01.10.2021

Bereits mit dem Ende der letzten Saison sahen wir dem Forschungsbeginn 2021 gespannt entgegen. Es bewegte uns die Frage, ob es dieses Jahr gelingen würde, durch die Eis- und Schneereste in den Schächten des Schneetöpfli zu dringen und darunter vielleicht den Zugang in ein grösseres System zu finden.

Dieses Jahr sollten drei Termine durchgeführt werden, jeweils ein verlängertes Wochenende in den Monaten August bis Oktober. Das Plateau des Mären liegt auf etwa 2300 m Höhe, wo das Wetter die Termine prägt. Es muss schon mal ein Wochenende kurzfristig um den Freitag oder Montag gekürzt werden. Bei einer Vortour bestätigte die Schneesituation in den Spalten und Schächten des Mären den diesjärigen Start im August.

Der Mären liegt hinter Muotathal am Ende des Bisistals. Der Weg führt mit der Seilbahn von Sahli (1147 m) aus hoch zur Glattalp (1850 m) und von dort über einen blauen Wanderweg Richtung Urnerboden hinauf auf’s Märenplateau – mit Aussicht auf Mythen und Silberen, Tödi und Clariden und mit Ortstock und den Schächentaler Windgällen in der Nachbarschaft.

Für die verlängerten Wochenenden mit zwei oder drei Nächten sind wir auf Biwakleben eingestellt. Die Ansprüche der 5 bis 6 Teilnehmer sind bescheiden – abends satt in den Schlaf- und Biwaksack und dann eine trockene, ruhige Nacht. Wenn die Tage auch noch sonnig sind, sich die Milchstrasse nachts funkelnd über uns hinwegdreht und die ein oder andere Sternschnuppe die Phantasie anregt – ja, dann macht sich auch zwischen den Touren unter Tage Zufriedenheit breit. Es gibt solche Tage, aber auch andere …

Zwei Höhlenobjekte standen dieses Jahr im Fokus. Das Schneeloch und das Schneetöpfli. Beide Schachthöhlen machten schon vor Jahren durch Blaslöcher im Schnee auf sich aufmerksam.

Das Schneetöpfli ist ein versteckter Schacht, der durch seine Enge im Eingangsbereich viel Eis und Schnee in den darunterliegenden Schachtstufen wie in einem Kühlschrank bewahrt hatte. Eine einfache Abdeckung der Eingangsspalte in den vergangenen Wintern hat die Neuschneezufuhr in den Schacht verringert. Dadurch reduzierte sich Eis und Schnee von Jahr zu Jahr – vollständig verschlossene Schachtabschnitte wurden so frei und weiter zugänglich. Im Laufe dieser Saison wurden zu den bestehenden Seilen weitere eingebaut und Engstellen freigeräumt. Am Ende konnten wir bis auf -110 m Tiefe absteigen und – manchmal frei hängend – die Schachtverläufe und Tiefen vermessen.

Das Schneeloch ist ein offener Schacht, der von oben in eine Halle mündet. Seine Besonderheit sind reichlich vorhandene Tierknochen verschiedener Säugetiere und Vögel, aber auch die feinen Knochen und grazilen Schädel von Fledermäusen sind in verschiedenen Bereichen der Höhle zu finden. 2021 wurde die Höhle in allen Bereichen neuerlich sorgfältig auch nach kleineren Knochen abgesucht und deren Positionen im Blockwerk der Höhle mit  Vermessungselektronik und Android Tablet aufgenommen und dokumentiert. Diesem ersten Schritt soll in der nächsten Saison eine fachkundige Untersuchung der Knochen folgen.

Das Wetter zeigte sich während der drei Aufenthalte nicht immer von seiner Zuckerseite. Ein vorbeiziehendes Gewitter brachte uns um etliche Stunden Schlaf und ein starker Föhn reduzierte einmal die Nachtruhe auf ein Minimum.

In der Nacht auf den 16. August zog eine Gewitterzelle mit einem von Blitzen durchzuckten Wolkenturm über die Mythen heran und liess den Sternenhimmel über uns immer weniger werden. Nachdem wir schon vorbereitet waren, uns in eine nahegelegene Felsspalte als Notbiwak zurückzuziehen, bewegte sich die Gewitterzelle doch noch nördlich am Mären vorüber. Der Regen im Morgengrauen danach und das eindrückliche Schauspiel der Nacht hatte uns alle etwas demütig werden lassen.

Ein Föhnwind baute sich im Laufe der Nacht des 3. Oktober auf, liess die Biwaksäcke die ganze Nacht flattern und uns keinen richtigen Schlaf finden. Als wir auch am Morgen noch Acht geben mussten, dass keine Ausrüstung einfach davonfliegt oder eine der Windböen uns umwirft, zogen wir uns zum Ende dieser Saison doch noch erstmalig für’s Frühstück ins Notbiwak zurück.

Die Saison 2021 wird uns trotzdem gut in Erinnerung bleiben, sind wir doch im Schneeloch und Schneetöpfli einige gute Schritte und einige Meter Neuland vorangekommen. Die Nächte im Föhn und am Rande des Gewitters werden wir im Gedächtnis behalten und mit diesen Erfahrungen in die Saison 2022 gehen.

Bei der Höhlenforschung am Mären wirken seit einigen Jahren beständig Teilnehmer des DAV aus der Höhlengruppe der Sektion Heidelberg vielseitig und tatkräftig mit. Diesem Engagement ist in den vergangenen Jahren ein wesentlicher Beitrag zur Höhlenforschung auf dem Mären zu verdanken.

Text: Th. Huber

ANYmal-Roboter gewinnt die DARPA Challenge

ANYmal Roboter gewinnt die Subterranean Challenge in Louisville, Kentucky

26.09.2021

Viermal war das Team des Robotics Systems Lab der ETH im Bergwerk Seemühle in Walenstadt, um ihre ANYmal Roboter und Drohnen zu testen.
In Zusammenarbeit mit 6 anderen Forschungsteams aus der Schweiz, USA und Norwegen beteiligten sie sich als Team Cerberus vom 21. bis 24. September an der DARPA Subterranean Challenge in Louisville, Kentucky.
https://subtchallenge.com/gallery.html

Das Cerberus Team konnte sich gegen 7 andere internationale Teams durchsetzen und gewann den mit 2 Mio $ dotierten 1. Preis.
Die Aufgabe bestand darin, ein unbekanntes unterirdisches Gelände zu erkunden, gleichzeit in 3D zu kartografieren und verschiedene Gegenstände (Rucksack, Helm, Feuerlöscher, eine Puppe in Menschengrösse, usw.) zu finden.

Wir sind gespannt, wie diese Technologie weitergeht und ob wir Höhlenforscher auch eines Tages davon profitieren werden?

Text: P. Schoch
Bild: ETH, ANYbotics

Mehr Bilder zum Projekt –> 2021 –> ANYmal

IYCK – Ein Erlebnisbericht aus dem Seichbergloch

08.09.2021:

Ein gewöhnlicher Donnerstag in den Sommerferien? Mitnichten! Am 29. Juli 2021 starteten die knapp unter 30 Teilnehmer/-innen des Sommerlagers von chinder-lager.ch mit vielen Erwartungen in den Tag. Schon am Vorabend haben sich in den Köpfen der Kinder die Vorstellungen gefestigt, hatte doch ein kleiner Exkurs darüber, was uns erwarten dürfte, rege Fantasien geweckt. Briefkastenschlitz…

Der Höhlenbesuch im Seichbergloch war eine einzigartige Gelegenheit im Rahmen des Internationalen Jahres für Höhlen und Karst (IYCK). So wurden wir von Spezialisten geführt und begleitet. Beteiligt waren Mitglieder der Schweizerischen Gesellschaft für Höhlenforschung SGH, der Ostschweizerischen Gesellschaft für Höhlenforschung OGH und der Toggenburger Gesellschaft für Höhlenforschung. An dieser Stelle möchte sich das Leiterteam von chinder-lager.ch herzlich bei ihnen bedanken.

Bevor es endlich losging, wurde die Ausrüstung bereitgelegt und anprobiert. Dazu gehörten Helme, Helm- oder Stirnlampen, passendes Schuhwerk, robuste Kleidung, Wechselkleider, Klettergurte und Handschuhe. Dann wurde das Kommando den Profis übergeben.

Der Aufstieg vom Ferienhaus Höhe in Wildhaus aus war genau das, was das Wort verrät, und nicht eben mal ein Katzensprung. Dabei trug jeder seinen Klettergurt, den Helm, die Ersatzkleidung und den Lunch selbst. Schweisstreibend war die kurze Wanderung allemal. Immerhin bestand wenige hundert Meter vor dem Einstieg noch einmal die Möglichkeit, zu verschnaufen und sich zu stärken. Derweil zogen sich die Mitglieder der SGH um und auch die Teilnehmer/-innen machten sich bereit, schlüpften in die Klettergurte und Handschuhe. Allerdings: Weit und breit kein Anzeichen einer Höhle… Stattdessen muteten die letzten Schritte ein wenig wie Urwald an. Tatsächlich folgten wir den Experten über Wurzeln und durch Dornengestrüpp. Plötzlich war da ein Loch im Boden, mit einem Stahlgitter davor: Einige hatten sich den Eingang zur Höhle wohl anders vorgestellt. Nun war die Ungeduld förmlich zu greifen, während die Profis die Seilsicherung vorbereiteten. Einer nach dem anderen stieg dann, am Seil gesichert, hinab in die Tiefe.  In der nächsten Etappe gab es ohne Abseilen kein Weiterkommen. Wenn auch einige Kinder schon Erfahrung damit hatten, war es für viele das allererste Mal. Das darauffolgende Stück konnte wieder ungesichert bewältigt werden, erforderte aber Mut. Auch hier war Geduld gefordert, denn es ging nur langsam voran, tröpfchenweise. Danach bewegten wir uns bis zur nächsten Schlüsselstelle mehr oder weniger selbständig, aber alle in ihrem Tempo, vorwärts. Wenigstens ging es abwärts – und wie! Nun ja, hinunter kommt man immer, aber hinauf…?

Irgendwann tat sich links um die Ecke eine Art Halle auf. Wer weiter wollte, musste sich unweigerlich den berüchtigten Briefkastenschlitz von innen anschauen… Wobei man genaugenommen gar nichts sah! Gut zuhören und die Anleitungen des Profis befolgen war hier die Devise. Daran konnten weder die verbal geäusserten Horrorvorstellungen auf der einen, noch die ermutigenden Sätze auf der anderen Seite etwas ändern. Kurz nach dieser Passage mussten wir auch schon wieder umkehren, um rechtzeitig noch den Ausstieg zu schaffen. Nach einem Lunch in der Fledermaushalle oberhalb des Briefkastenschlitzes wurden die letzten (und meisten) positiven Höhenmeter bewältigt, bis einen schliesslich das Tageslicht blendete.

Auf dem Rückweg zum Lagerhaus war Zeit, sich das soeben Erlebte durch den Kopf gehen zu lassen. Am Ende waren sich alle einig, dass jeder und jede sein oder ihr individuelles kleines Abenteuer erlebt hat. Und als solches wird es sicher noch lange in lebhafter Erinnerung bleiben.

Text & Foto: Dani Eggenberger, chinder-lager.ch

Forschungslager Wägital 2021

29.08.2021:

Während der diesjährigen Forschungswoche vom 7.-13. August profitierten wir von häufig besten Wetterverhältnissen. Tatsächlich wurden wir nicht einmal verschifft, hatten dafür gegen Ende des Lagers eher mit der Hitze zu kämpfen!

Der einzige Regentag wurde für eine weitere Grabaktion in der Lufthüttenhöhle genutzt. Dank dem Einsatz eines Akku-Bohrmeissels kommt man nun recht flott vorwärts. Das macht die Sache einerseits effizienter, ist auf der anderen Seite für die Akteure aber auch deutlich anstrengender, da ganz einfach viel mehr Masse bewegt wird.

Im Karrenfeld wurde eine erstaunlich grosse Fläche prospektiert. In diesem Kontext blieben die gefundenen Objekte eher unter den Erwartungen. Immerhin werden 12 kleinere Objekte und 1 Mittelhöhle neu Einzug im CH-Archiv finden. Abgeschlossen wurde weiter der Bermudaschacht, der wohl nur dank der extrem regenreichen Sommerzeit dieses Jahr wieder passierbar war (Schneestand). Auch hier hatten wir auf eine spannende Fortsetzung gehofft. Gleichwohl bleibt das Objekt mit 268 m Länge und 93 m Tiefe das bislang grösste im Karrenfeld Mutteri-Ochsenkopf.

Probleme hatten wir mit der Oberflächenvermessung bzw. nicht recht funktionierenden DistoX und einer Herde durstiger Rinder, die am letzten Abend das Lufthüttli belagerten. Zum weiteren Rahmenprogramm zählten die Einführung einer ausgedehnten Apéro-Runde, Sternschnuppen-Gucken, selbstgebackenes Brot und die Kreation einer Ausrüstung ‚Speleo Light‘ (Bilder zensuriert😉).

Text: Andy Dickert