14.10.2021

Noch bevor die Sonne aufging, rüsteten sich am Donnerstag, dem 14. Oktober, 29 Kinder und vier Erwachsene im Ferienhaus Höhe in Wildhaus für einen besonderen Tag.

Im Zusammenhang mit dem Internationalen Jahr für Höhlen und Karst 2021/2022 durften die Teilnehmer/-innen und Leiter/-innen des Herbstlagers von chinder-lager.ch einen kleinen Teil der unterirdischen Welt ob Wildhaus erkunden.

Kurz bevor es endlich los ging, sassen die Kinder erwartungsvoll in Reih und Glied vor dem Team der Höhlenforscher und hörten gespannt zu. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie bereits die Klettergurte festgezurrt, ihren Rucksack mit Gamelle, Trinkflasche und Ersatzkleidern geschultert und die Handschuhe griffbereit. Den Helm samt Lampe trugen sie auf dem Kopf oder unter dem Arm. Voll bepackt stiegen die ersten dann in den Bus. 20 Minuten Fussmarsch durch den Schnee, dafür konnten auch die Nachzügler ein gutes Stück gefahren werden – das war der Deal. Dass der Herbst uns einen ersten Vorgeschmack des Winters bot, war für einige bereits das erste Highlight.

Nachdem die gesamte Gruppe am Ausgangspunkt für die Höhlenbesichtigung eingetroffen war, erläuterte Stefan die atemberaubende Kulisse der Churfirsten und des Alpsteingebirges. Selbstverständlich fehlte auch eine geologische und geschichtliche Einführung in Karsthöhlen nicht. Heute sollten alle auf ihre Kosten kommen. Während sich die einen mit der Durchquerung des Wildmannli vorsichtig herantasteten, stiegen die anderen noch vor dem Mittagessen ins Windloch ab.  

Letzteres macht seinem Namen aufgrund des Temperaturunterschiedes zwischen drinnen und draussen alle Ehre. Denn dieser erzeugt tatsächlich einen Luftstrom. Ansonsten ist der Eingang gut in die Landschaft eingebettet. Auch der Fuchs weiss dieses Loch im Hang als Zufluchtsort zu schätzen. Zumindest hat er sich hier in einer Ecke eingenistet, mitunter um sein Geschäft zu verrichten, wie die Hinterlassenschaften nahelegen. Ein paar Schritte weiter hiess es: Abseilen! Für einige war es das erste Mal, das Warten erhöhte die Nervosität noch zusätzlich. Danach ging es ungesichert weiter, doch an ein schnelles Vorankommen war im immer enger werdenden Gang nicht zu denken. Die Felsdecke war stellenweise so niedrig, dass man kriechen musste. Auf dem Rückweg noch kurz ein Abstecher in ein, zwei spezielle Abzweigungen – das Zeitgefühl leidet unter Tage.

Die zweite Höhle ist insgesamt zugänglicher, sodass sie mehr oder weniger aufrecht betreten werden kann. Doch was die ersten Meter wohl kaum erahnen liessen: Der Wilde Mann beherbergte in seinem Bauch einen schlammigen See. So wurde die Kriechpartie am Schluss dann doch noch eine ziemlich matschige Angelegenheit. Das Tageslicht offenbarte denn auch dementsprechend beschmierte und nasse Kleider. Manch eine/-r musste später am Feuer die Zehen aufwärmen oder die Schuhe und Socken trocknen. Dennoch war diese Tour am Ende schneller geschafft. Die Rückkehrer aus dem Windloch wurden sehnlichst erwartet.

Nach der wohlverdienten heissen Suppe kam wieder etwas Bewegung in die Gruppe. Doch nicht alle wollten ihren Platz am Feuer aufgeben. Viele hatten von den Höhlen genug gesehen. Ein paar wenige waren nach dem Wildmannli neugierig auf das Windloch geworden – und einige hatten von Letzterem noch nicht genug bekommen. Derweil wollten es zwei Mädchen wissen und statteten dem Wildmannli einen zweiten Besuch ab – zurück kamen sie als glücklich strahlende Schlammköniginnen.

So ging ein sagenhaftes Abenteuer zu Ende, das bei allen einen bleibenden Eindruck hinterliess. Für dieses unvergessliche Erlebnis bedanken wir uns herzlich bei der Schweizerischen Gesellschaft für Höhlenforschung und deren regionalen Sektionen Ostschweizerische Gesellschaft für Höhlenforschung und Toggenburger Gesellschaft für Höhlenforschung.